Jedes Kind entwickelt sich anders und vor allem unterschiedlich schnell. Doch was ist, wenn es mit dem Sprechen einfach nicht klappen will?
Da fragen sich viele Eltern natürlich, was ist noch normal und ab wann spricht man von einer Sprachentwicklungsstörung.
Spricht dein Kind vielleicht auch sehr wenig und du fragst dich, ob dies noch normal ist oder doch vieleicht eine Sprachentwicklungsstörung? Dazu schau dir erst einmal die durchschnittliche Sprachentwicklung eines Kindes an.
So sieht die durchschnittliche Sprachentwicklung eines Kindes aus:
Am Anfang steht ja das Gebrabbel, was ja der Grundstein für das erste Wort ist.
Ab 1,5 Jahren versteht der Zwerg sogar schon Wörter. Natürlich nur die einfachen wie Wau-Wau, Ball, Arme und co. Wobei ja viele Zwerge schon viel früher das Wort „Nein“ kennenlernen und auch wissen was gemeint ist.
Bis zum 2. Geburtstag können die meisten Kinder 20 bis 50 Wörter aussprechen und sogar Wörter sinnvoll kombinieren. Beispiele hierfür sind: Mama Arm, Papa Ball, Mama essen.
Mit 2,5 Jahren verstehen die meisten Prinzen und Prinzessinnen nahezu alles was Mama und Papa sagen, sprechen aber natürlich nicht alles. In diesem Alter werden Wörter neu erfunden. Der Junge, der mit dem Ball spielt wird zum Balljungen, die Bäckerin wird zur Brötchenfrau und selbst der Herr von nebenan mit dem tollen Auto wird zum Automann.
Um den 3. Geburtstag dann werden viele Zwerge zu wahren Quasselstrippen. Für einige Eltern eine nervenzermürbende Zeit. Es handelt sich nämlich genau um die Phase, in der alles in Frage gestellt wird. Das Wort „Warum“ fällt quasi nonstop. In diesem Alter tauchen noch oft Probleme mit verschiedenen Lauten auf. Dazu zählen sch, ch, ck, z, st, und auch tz.
Und dann mit 4 bis 6 Jahren ist es vollbracht. Aussprache toll, Grammatik gut und auch ein riesiger Wortschatz ist bereits vorhanden.
Doch man muss bei Abweichungen unterscheiden zwischen Sprachentwicklungsstörungen und Sprachentwicklungsverzögerung.
Unterschied Sprachentwicklungsstörung und Sprachentwicklungsverzögerung
Zunächst einmal wird die Sprachentwicklung in 4 Bereiche aufgeteilt.
- Aussprache
- Sprachverständnis
- Wortschatz
- Satzbau und Grammatik
Ohne diese Bereiche wäre eine Beurteilung der Sprachentwicklung kaum oder auch gar nicht möglich.
Sprachentwicklungsverzögerung
- Mäßige zeitliche Abweichung in einem oder allen der 4 Bereichen
- Eine organische Ursache ist ausgeschlossen
- Die Defizite sind in absehbarer Zeit aufzuholen
Sprachentwicklungsstörung
- Es gibt eine organische Ursache
- Spezifische Sprachentwicklungsstörung als eigenständige Erkrankung
- Zeitlich und auch inhaltliche Abweichungen in den Bereichen
- Oft auch im Zusammenhang mit anderen Störungen der kindlichen Entwicklung
Ursachen für Sprachentwicklungsstörungen:
- Körperliche Ursachen wie Hörprobleme, Probleme im Mund- und Kieferbereich
- Psychische Gründe wie Angst, Scham
- Behinderungen wie zum Beispiel Autismus, Down-Syndrom
- Das soziale Umfeld: Ein Kind lernt durch nachahmen. Wenn Eltern wenig mit ihrem Kind reden und das Kind auch nicht in den Kindergarten geht, so lernt es das sprechen schlecht
Woran erkennt man nun, ob der Nachwuchs in Sachen Sprechen ein Defizit hat?
Wichtig ist immer zu wissen, dass es auch einfach kleine Sturköpfe gibt, die schlichtweg keine Lust haben auf Smalltalk. Also gilt es erstmal herauszufinden, ob es an einer Nullbock-Einstellung liegt oder es tatsächlich ein Problemchen gibt.
Beobachtung ist da natürlich das A und O. Spricht das Kind ab und zu? Passt die Aussprache zum Alter?
Auch das Sprachverständnis kann man ganz einfach selbst testen:
Einfache Fragen und Aufgaben bringen in diesem Bereich Licht ins Dunkel. „Arme hoch.“ „Bring Mama den Ball?“ „Wo ist dein Schnuller?“ „Komm zu Papa!“
Wenn ein Kind darauf Antwortet oder auch brav den Ball zu Mama bringt, so ist schon einmal klar, dass der Zwerg Mama und Papa versteht.
Auch die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt helfen früh zu erkennen, ob der Knirps sprachlich auf dem richtigen Weg ist. Im Kindergarten achten Erzieher mittlerweile sehr gut darauf, ob Kinder stark von den anderen Zwergen abweichen. So bekommt man als Eltern auch schnell mit, wenn etwas auffällig ist.
So handelt man sinnvoll im Falle einer Sprachentwicklungsstörung oder -verzögerung
Es gibt selbstverständlich die Möglichkeit einen Experten, in dem Falle also einen Sprachtherapeuten aufzusuchen. Auch wenn hier meist keine Kosten entstehen, da die gesetzlichen Krankenkassen die sprachliche Entwicklung unterstützen. Dennoch möchte man als Mama und Papa auch selbst aktiv etwas tun.
Beispielsweise das Heidelberger Elterntraining zeigt Eltern, wie sie ihrem kleinen Sonnenschein die verbale Kommunikation näherbringen können.
Wichtig ist gerade bei den Zwergen, dass alles spielerisch erfolgt. Hat ein Knirps einmal durchschaut, dass Mama und Papa einen auf Oberlehrer machen, so kann es genau das Gegenteil bewirken und das Kind stellt sich stur.
Erster wichtiger Schritt für Eltern: langsam und deutlich sprechen, so dass auch ein Kind versteht, worum es geht. Wenn man eine Sprache nicht beherrscht ist es noch schwerer sie zu lernen, wenn jemand schnell und undeutlich daherplappert.
Spielerisch den Nachwuchs fördern
Sei es Vorlesen oder auch Vorsingen. Hier wird meist freiwillig zugehört und unterbewusst auch gelernt. Es sind quasi 2 Fliegen mit einer Klatsche: Abendritual und Lernen.
Auch Spiele wie „Ich sehe was, was du nicht siehst“ eignet sich natürlich um Kindern Wörter zu entlocken und ihnen auch was beizubringen.
Frage-Antwort-Spiele sind auch recht interessant für einige Sprösslinge. Hier empfiehlt es sich abwechselt Ja oder Nein Fragen, als auch W-Fragen zu stellen. Wieso, weshalb, wo und auch warum entlocken dem Kind auch mal etwas längere Antworten als Kopfschütteln oder Kopfnicken.
Den Klugscheißer im Kind wecken
Viele Kinder lieben es Mama und Papa korrigieren zu können. Einfach mal den Besserwisser heraushängen lassen. So kann man zum Beispiel, wenn man einen Hund sieht sagen „Mensch ist das ein schöner Hase!“ sagen und vielleicht kommt dann ein sofortiges Veto vom eigenen Nachwuchs.
Lachen ist kein Lob
Was Eltern nie vergessen sollten: Auch wenn die Aussprache eines Kindes manchmal amüsant ist, sollte man nicht unbedingt lachen. Das kann ein Kind sehr deprimieren. Lieber das Kind loben, auch wenn die Aussprache oder auch Grammatik nicht perfekt sind. Es ist ja schon toll, wenn ein Kind sprechen möchte.
Sollte ein Kind etwas falsch aussprechen, so kann man es als Eltern auch korrigieren. Es ist aber nicht hilfreich ermahnend den Zeigefinger zu heben und den Fehler anzusprechen. Einfach den Falschen Satz korrekt wiederholen.
Hier ein kleines Beispiel:
Kind: „Is mösste pinke Suhe!“
Eltern: „Du möchtest also pinke Schuhe haben?“
So fühlt das Kind sich nicht korrigiert, lernt aber daraus.
Fazit ist aber, dass die meisten Kinder irgendwann auch der Sprache mächtig sind, bei einigen dauert es etwas eben länger und braucht etwas mehr Unterstützung.
Also auch wenn dein Zwergi etwas langsamer ist, wird er früher oder später auch riesige Diskussionen über die Sinnhaftigkeit von Schokoladenkonsum mit dir führen.
Man kann von Beginn an aber bereits das Kind in der Sprachentwicklung fördern. Nicht erst mit 2 Jahren fängt die Entwicklung an, sondern schon viel früher.
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